Babel oder Dummbabel?

Original-BabelBabel, what the heck is babel? – Nicht nur eingefleischte Wikipedianer kennen das in Anlehnung an den biblischen Turmbau „Babel“ genannte Userbox-System, das Informationen zu Sprachfähigkeiten einzelner Wikibenutzer bietet.

Ursprünglich im November 2004 in der Wikimedia-Mediendatenbank Commons als reine Verständigungshilfe für die aus aller Welt kommenden Benutzer entwickelt, migrierte das System sehr rasch in zahllose weitere Wikis und erfreut sich bis heute ungebrochener Beliebtheit. Als Vorlagen können die kleinen bunten Bausteine schnell und unkompliziert verwendet werden.

Aber wie das bei bunten Kästchen so ist, bleibt es nicht lange beim eigentlichen Verwendungszweck. Schon nach kurzer Zeit etablierte sich neben den Sprachinformationen der zweite ernstzunehmende Babel-Zweig, die Herkunftsangaben. Fortan gab es also „Benutzer aus Deutschland“, „Benutzer aus Österreich“, „Benutzer aus Sachsen“ und „Benutzer aus Bad Bederkesa“. Doch schon beim „Benutzer aus Preußen“ und dem „Benutzer aus Deutsch-Südwest“ wurden Proteste ob des Sinngehalts und der willentlich transportierten (politischen) Botschaften laut, die dem ursprünglichen Babelansatz – sachliche und für die Wikiarbeit eindeutig nützliche Informationen zu bieten – diametral entgegenstehen.

BabelhölleDann kamen diverse Vorlagenverliebte auf die Idee, neben Boxen für ihr Lieblingshaustier und ihr tollstes Computerspiel weitere Kästchen zu völlig sinnfreien, teilweise werbelastigen Sachen anzulegen. Die Diskussionen über das Für und Wider dieser Dummbabel-Bausteine hat es mittlerweile auf einer dreistellen Zahl von Seiten auf Romanlänge gebracht. Der Versuch, die Streitigkeiten durch Begrenzung der ganzen Unbabel-Vorlagen auf den Benutzernamensraum zu beruhigen und die Vorlagenflut zumindest etwas einzudämmen, hat sich mittlerweile als klassischer Schuss in den Ofen erwiesen. Die Dinger wurden dadurch erst recht manifestiert weil sie seitdem noch stärker als „persönliches Eigentum“ begriffen werden. Und es ist kein Ende in Sicht.

Selbstdarstellung und Spieltrieb statt Erstellung einer Enzyklopädie. Wikipedia halt.

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